Die Stadtkapelle Heidenreichstein wurde 1925 unter Kapellmeister Johann Schröder als Privatkapelle gegründet und durfte ab 1932, nachdem Heidenreichstein zur Stadt erhoben wurde, offiziell die Bezeichnung „Stadtkapelle“ tragen. Die Musiker:innen traten in schwarzen Hosen und blauen Uniformblusen auf. 1959 wurde aus dieser Privatkapelle der Verein „Stadtkapelle Heidenreichstein“ unter der Leitung von Obmann Johann Veith und Kapellmeister Anton Schindl. 1961 erfolgte der Beitritt zum Niederösterreichischen Blasmusikverband. Von 1968 bis 1994 wurde die Stadtkapelle von Ladislaus Weber geleitet, der viel Zeit in neue musikalische Richtungen, Probenarbeit und Jugendarbeit investierte. In dieser Zeit wurden Neueinkleidungen hin zu einem weinroten Ton durchgeführt. 1994 übernahm mit Hannes Reigl erstmals ein am Konservatorium ausgebildeter Musiker die musikalische Leitung und stellte die Weichen zur symphonischen Blasmusik. Durch sein Können und durch sein ungemein großes Engagement konnten viele junge Leute für die Blasmusik gewonnen werden. Damals noch unübliche Instrumente wie Oboe und Fagott wurden ebenso zu einem fixen Bestandteil der Orchesterbesetzung wie der innovative Fokus auf ein umfangreiches Schlagwerkinstrumentarium.
Die Frühjahrskonzerte und Kirchenkonzerte unter seiner Leitung wurden zu Abenden mit hohem symphonischem Anspruch, welche auf Initiative des Chefredakteurs Daniel Lohninger in den Kulturrubriken der NÖN rezensiert wurden. Der damalige Musikstudent Martin Kaburek motivierte viele Musiker:innen aus den Reihen des Blasorchesters zur Gründung der Jazz Big Band „Skunk Funk Jazz Orchestra“. Im zusätzlich gegründeten Jugendblasorchester JBO führte die motivierende Gruppendynamik des Musizierens rasch zu hörbaren Erfolgen in der Jugendarbeit. Daraus entstand beispielsweise das überaus erfolgreiche Jugendensemble „RHAPSODIA“. Aber auch auf Initiative „reiferer“ Musiker:innen entstanden aus den Reihen der Stadtkapelle Heidenreichstein weitere Ensembles wie die „Borderland Dixieband“, „Blechschodn“ oder das klassische Bläserquintett „Zwa 3“. Das Umfeld der Proben wurde dem Verein zunehmend wichtig. In den Jahrzehnten davor fanden die Proben in häufig wechselnden Lokalitäten wie dem Handarbeitszimmer der Hauptschule oder im Gasthaus Flicker statt. Mit großzügiger Unterstützung durch die Stadtgemeinde wurde daher in der Einsatzzentrale ein hochmoderner Probensaal geschaffen, für dessen Inneneinrichtung die Stadtkapelle viele freiwillige Arbeitsstunden erbrachte. Die Fertigstellung erfolgte im Frühjahr 2000. Die aktuelle Uniform mit schwarzen Hosen, blauen Sakkos und gelben Gilets wurde 2003 angeschafft. Zum optischen Aufputz der Kapelle tragen seit 2003 auch die Marketenderinnen in ihren einheitlichen Dirndln bei. Die symphonischen Konzerte werden in klassisch schwarzer Kleidung gespielt.
Ab 2007 wurde die Stadtkapelle von Rainer M. Haidl dirigiert, der das Studium der Instrumental- und Gesangspädagogik in Wien, sowie eine Ausbildung zur Musikvermittlung an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz absolviert hatte. Den Frühjahrskonzerten wurden unter seiner Leitung künstlerisch dramaturgische Gesamtkonzepte zu Grunde gelegt. Zur symphonischen Blasmusik auf höchstem Niveau wurden dem Publikum eigenproduzierte Filme, szenische Theatereinlagen sowie außergewöhnliche Moderationen dargebracht. Die künstlerische Gestaltung von Plakaten, Programmheften und ein zum Programm passendes Bühnenbild rundete die Konzerte ab. Dieses Konzept wird beibehalten und wurde bereits bei den sehr beliebten und jährlich stattfindenden Kinderkonzerten fortgeführt, bei denen Jakob Allram die szenische Darstellung organisiert und gestaltet.
2018 übernahm der Orchestermusiker und Leiter des Musikschulverbandes Heidenreichstein Martin Kaburek die musikalische Leitung der Stadtkapelle. Mit ihm begann eine zukunftsweisende Zusammenarbeit mit der Volksschule. Kinder, die ein Blasinstrument erlernen möchten, erhalten von der Stadtkapelle kostenlos ein Lerninstrument und werden neben dem Einzelunterricht jede Woche kostenlos im Orchesterspiel direkt im Anschluss an den Stundenplan unterrichtet. Im Orchester liegen für Martin Kaburek die Schwerpunkte auf musikalischer Qualität, Vielfalt und Musikvermittlung.
Seit über 20 Jahren erspielt die Stadtkapelle bei den jährlich stattfindenden Konzertbewertungen in der Kunststufe ausgezeichnete Erfolge und nimmt bei den Musikfesten des niederösterreichischen Blasmusikverbandes teil. Neben der symphonischen Blasmusik kommt die traditionelle Blasmusik nicht zu kurz. Jede Menge Marschmusik gibt es jedes Jahr bei den Tagen der Blasmusik im ganzen Stadtgebiet und in den Dörfern. Polka, Walzer und andere Unterhaltungsmusik erklingt bei Frühschoppen. Auch am Jahresende ist die Kapelle im Einsatz und stimmt die Zuhörer:innen beim Burgadvent und bei den Weihnachtsgrüßen am Stadtplatz auf das stimmungsvollste Fest des Jahres ein.